Akne Inversa am Po: Ursachen, Symptome & Behandlung
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Akne Inversa am Po (Hidradenitis suppurativa) zeigt sich durch schmerzhafte Knoten, Abszesse und Fistelgänge im Gesäßbereich. Eine Kombination aus medizinischer Therapie, sanfter Hautpflege und Alltagsanpassungen hilft, Schübe zu reduzieren und Lebensqualität zu steigern.
Was ist Akne Inversa am Po?
Akne Inversa (Hidradenitis suppurativa) ist eine chronische Hautkrankheit, bei der sich Haarfollikel entzünden und schmerzhafte Knoten bilden. Am Gesäß entstehen diese Entzündungen besonders häufig, da hier Reibung, Feuchtigkeit und Terminalhaarfollikel optimale Bedingungen schaffen.
Die Erkrankung beginnt mit einer Verstopfung der Haarfollikel durch Hornschichtansammlungen. Dadurch können Talg und Bakterien nicht abfließen, was zu einem Druckaufbau führt. Wenn der Haarfollikel platzt, entsteht eine intensive Entzündung im umliegenden Gewebe.
Warum ist es wichtig, darüber zu sprechen?
Viele Menschen schweigen aus Scham oder Unwissenheit über ihre Symptome. Doch Aufklärung und Verständnis sind entscheidend, um die richtigen Schritte zur Behandlung einzuleiten und die Lebensqualität zu verbessern.
Akne Inversa am Po verursacht besonders beim Sitzen starke Schmerzen. Die Kombination aus Druck, Reibung und Wärme verschlechtert die Symptome erheblich.
Typische Symptome:
- Schmerzhafte, erbsengroße Knoten unter der Haut
- Abszesse mit Eiterbildung
- Fistelgänge (röhrenförmige Verbindungen unter der Haut)
- Nässende Hautveränderungen mit unangenehmem Geruch
- Narbenbildung bei wiederholten Entzündungen
Ursachen und Risikofaktoren
Akne Inversa entsteht, wenn Haarfollikel verstopfen, sich mit Talg und Bakterien füllen und schließlich platzen. Dies löst eine starke Entzündungsreaktion aus, die zu schmerzhaften Knoten und Abszessen führt.
Genetische Veranlagung: Bei 30–40% der Betroffenen gibt es familiäre Häufungen, was auf erbliche Faktoren hindeutet.
Immunsystem-Dysregulation: Eine Überaktivierung von Th17-Zellen sorgt für anhaltende Entzündungen.
Hormonelle Einflüsse: Androgene erhöhen die Talgproduktion und begünstigen Follikelblockaden.
Rauchen steigert das Risiko um das 3- bis 4-Fache und verzögert die Wundheilung.
Übergewicht führt zu mehr Reibung in Hautfalten und verschärft Entzündungsschübe.
Mechanische Reizung durch enge Kleidung oder langes Sitzen erhöht die Belastung der Haut.
Nassrasur kann Haarfollikel reizen und Infektionen begünstigen.
Diese Faktoren wirken oft zusammen und fördern einen chronischen, verschlechternden Verlauf.
Behandlungsmöglichkeiten bei Akne Inversa am Po
Die Behandlung von Akne Inversa am Po erfolgt nach einem stufenweisen Therapiekonzept, das sich nach dem Schweregrad der Erkrankung richtet. Während leichte Fälle mit topischen Behandlungen kontrolliert werden können, benötigen mittelschwere bis schwere Verläufe eine Kombination aus medikamentöser Therapie und gegebenenfalls chirurgischen Eingriffen. Das Ziel ist es, akute Entzündungen zu reduzieren, neue Schübe zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Medikamentöse Therapie
Topische Behandlung bildet die Grundlage bei leichten Verläufen (Stadium I). 1% Clindamycin-Lösung wird zweimal täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen und zeigt bei 70% der Patienten eine Verbesserung der Symptome. Antiseptische Lösungen wie Octenisept oder Betaisodona dienen zur Desinfektion und Infektionsprophylaxe.
Systemische Antibiotika kommen bei mittelschweren bis schweren Fällen zum Einsatz. Die Kombination aus Clindamycin 300mg und Rifampicin 300mg jeweils zweimal täglich über 10-12 Wochen ist die Erstlinientherapie und erreicht bei 47% der Patienten eine vollständige Remission. Alternative Wirkstoffe sind Doxycyclin oder Minocyclin bei Unverträglichkeiten.
Biologika-Therapie ist bei therapieresistenten Fällen indiziert. Adalimumab ist das einzige zugelassene Biologikum für mittelschwere bis schwere Akne Inversa. Die Dosierung erfolgt initial mit 160mg, eine Woche später 80mg und anschließend 40mg wöchentlich. In Studien erreichten 42-59% der Patienten eine mindestens 50%ige Reduktion der Entzündungsknoten.
Chirurgische Optionen
Chirurgische Eingriffe sind bei Stadium II-III sowie bei therapieresistenten Fällen notwendig. Die Abszessdrainage bietet kurzfristige Schmerzlinderung, führt jedoch häufig zu Rezidiven. Das Deroofing-Verfahren entfernt systematisch das Abszessdach und zeigt bessere Langzeitergebnisse.
Radikale Exzision stellt bei schweren Fällen die definitive Behandlung dar. Dabei wird das gesamte betroffene Gewebe einschließlich 1-2cm gesunder Haut entfernt. Die sekundäre Wundheilung ohne Naht dauert 2-3 Monate, bietet aber die niedrigsten Rezidivraten (unter 5%).
CO₂-Laser-Therapie ist eine moderne Alternative, die gezielt erkranktes Gewebe vaporisiert und gleichzeitig die Kollagenproduktion stimuliert. Studien zeigen eine 95%ige Verbesserung der Symptome mit einer Rezidivrate von 29% nach 12 Monaten.
Hausmittel und Lebensstilanpassungen
Unterstützend zur Therapie helfen einfache Maßnahmen:
- Warmkompressen (2–3× täglich, 10–15 Min.): Fördern Durchblutung, lindern Schmerzen, unterstützen Abszessentleerung.
- Sanfte Pflege mit pH 5,5-Produkten (z. B. Sebamed Wasch-Emulsion, Phametra Waschlotion): Schützt Hautbarriere, reduziert Bakterien.
- Rauchstopp: Verringert Risiko um 3–4×, verbessert Wundheilung.
- Gewichtsreduktion > 15%: Senkt Reibung und Entzündungen.
- Lockere, atmungsaktive Kleidung: Minimiert Reibung und Feuchtigkeit.
- Ernährung: Omega-3, Antioxidantien, Ballaststoffe; Zucker und Weißmehl meiden.
- Stressmanagement (Yoga, Meditation): Reduziert Schubhäufigkeit.
Es empfiehlt sich, einen Hautarzt oder einen Experten für Akne Inversa aufzusuchen, um einen maßgeschneiderten Behandlungsplan zu erarbeiten. Die richtige Mischung aus ärztlicher Therapie, bewährten Hausmitteln und Anpassungen im Alltag kann Wunder wirken und Ihr Wohlbefinden spürbar steigern.
FAQ
Ergonomische Sitzhilfen, regelmäßige Pausen und Homeoffice-Optionen erleichtern den Arbeitsalltag. Bei schweren Verläufen ist ein Schwerbehindertenausweis möglich.
Zweimal täglich – morgens und abends – reicht meist aus, um die Hautbarriere zu stabilisieren.
Warmkompressen und Teesitzbäder können Schmerzen lindern, ersetzen aber keine ärztliche Behandlung.
Bei wiederholten, nicht abheilenden Fistelgängen und Abszessen empfiehlt sich ein chirurgischer Eingriff.
Sanfte Pflege, konsequente Therapie und ggf. Narbenbehandlung (z. B. Lasertherapie) helfen, Narben zu minimieren.