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Als Ledger im Frühjahr 2024 „Ledger Recover“ ankündigte, hatte ich das Gefühl, man wolle mir meine Seed-Phrase aus der Tasche ziehen. Der Gedanke, dass meine privaten Schlüssel – wenn auch geteilt – auf fremden Servern landen sollten, zerstörte mein Vertrauen in den bisherigen Platzhirsch. Also begann ich zu suchen: Ich wollte ein Gerät, das mindestens so bequem zu bedienen ist wie ein Nano X, aber bei Transparenz und Sicherheit deutlich mehr bietet.
In Foren stieß ich schließlich auf die OneKey Pro. Vier voneinander getrennte Secure-Elements, offene Firmware, ein Fingerabdrucksensor und ein Air-Gap-Konzept, das sämtliche Funk- und Kabelverbindungen kappen kann – das alles klang nach genau dem, was ich suchte.
OneKey Pro Hardware-Wallet
Derzeit sind die Wallets auf Amazon leider kaum verfügbar. Bestelle daher am besten direkt im offiziellen Shop oder bei einem autorisierten Reseller – so erhältst du garantiert ein Originalgerät inklusive voller Herstellergarantie.
Checkliste vor dem Kauf
- Nur offizielle Shops – Siegel prüfen, Seriennummer verifizieren.
- Firmware sofort updaten + Signatur checken.
- Seed doppelt sichern – Papier + OneKey Lite (getrennt lagern!).
- Air-Gap einschalten, wenn keine Transaktion ansteht.
- PIN merken, Fingerprint nutzen, aber nie allein darauf vertrauen.
- Seed ist König – Gerät ersetzbar, Wörter nicht.
Unboxing und erster Eindruck
Nur zwei Werktage nach der Bestellung traf die OneKey Pro bei mir ein – vertrieben über einen deutschen Reseller, sodass weder Zollgebühren noch lange Wartezeiten anfielen.
Die Verpackung war edel und robust und auf der Schachtel sicherten mehrere feine Siegel die Hardware gegen unerlaubtes Öffnen. Alle Self-Destruct-Siegel waren unversehrt, ein erstes Aufatmen.
Im Karton präsentierte sich die Wallet zusammen mit einem USB-C-Kabel, drei stabilen Kärtchen für die Seed-Wörter und einer Kurzanleitung.
Das Gehäuse besteht aus Aluminium und fühlt sich kühl und hochwertig an. Mit 3,5 Zoll ist das IPS-Touchdisplay geradezu riesig im Vergleich zu den winzigen OLED-Anzeigen mancher Konkurrenzmodelle.
Als ich das Gerät das erste Mal einschaltete, wurde ich von einem gestochen scharfen Bildschirm begrüßt.
Bevor es an die Einrichtung ging, habe ich natürlich die Echtheit des Geräts überprüft. Der erste Bootvorgang zeigte eine Authentizitätsprüfung an – ein Mechanismus, der sicherstellt, dass die Firmware nicht manipuliert wurde.
Zusätzlich stellt OneKey auf seiner Website ein Tool zur Verfügung, mit dem man anhand einer E-Mail-Adresse, eines Telegram-, Discord- oder X-Kontos verifizieren kann, ob die Quelle echt ist und offiziell zum Unternehmen gehört. Erst danach habe ich mich ans Aufspielen der neuesten Firmware gemacht.
Was sind Krypto-Wallets eigentlich?
Technische Kerndaten im Vergleich
Natürlich zählen bei einer Cold-Wallet nebst der Haptik und Optik, vor allem die inneren Werte. Hier ein kurzer Vergleich der OneKey Pro mit zwei bekannten Mitbewerbern, dem Ledger Nano X und dem Trezor Safe 3:
Merkmal | OneKey Pro | Ledger Nano X | Trezor Safe 3 |
---|---|---|---|
Secure Element-Chips | 4× EAL6+ (Modell THD89) | 1× EAL5+ | 1× EAL6+ |
Display | 3,5″ IPS Touchscreen | 0,96″ OLED | 0,96″ OLED |
Biometrie | Fingerabdrucksensor | – | – |
Air-Gap-Modus | Kamera (QR-Code) | – | – |
Wireless Charging | Qi (kabellos) | – | – |
Unverbindl. Preisempf. | 259 € | 119 € | 79 € |
Der Fingerabdrucksensor ist ein Alleinstellungsmerkmal, das die Konkurrenz in dieser Form nicht hat. Auch das Air-Gap-Prinzip via QR-Code ist einzigartig – weder Ledger noch Trezor haben einen vollständig isolierten Offline-Modus, da sie entweder per Bluetooth oder USB kommunizieren.
Mit rund 280 € liegt die Pro deutlich über dem Nano X und dem einfachen Trezor. Für dieses Geld erwartet man zu Recht ein Premium-Produkt – und genau diesem Anspruch wollen die Chinesen gerecht werden.
Einrichtung und Backup
Nach dem Einschalten begrüßte mich ein Assistent, der auf Anhieb ein Firmware-Update vorschlug. Fünf Minuten später war die neueste Version installiert – samt Signaturprüfung, damit keine manipulierte Software auf dem Gerät landet.
Anschließend erzeugte die Wallet meinen 24-Wörter-Seed. Ich schrieb ihn sorgfältig auf die beiliegenden Karten und bestellte mir gleich noch die NFC-basierte OneKey Lite, um ein verschlüsseltes Zweit-Backup anlegen zu können. Das Einrichten des Fingerabdrucksensors erinnerte an die Prozedur beim Smartphone: erst mehrere Leseversuche, dann lief die Erkennung reibungslos. Nach etwa einer Viertelstunde war alles fertig – schneller ging es bei keiner meiner bisherigen Hardware-Wallets.
Software und Integration
Die OneKey-App steht für Windows, macOS, Linux sowie iOS und Android bereit und erkannte die Wallet sofort. Besonders praktisch finde ich den integrierten Token-Risk-Scanner, welcher verdächtige Smart-Contracts markiert, sowie den DApp-Browser, in dem man DeFi-Plattformen direkt ansteuern kann, ohne die sichere Umgebung zu verlassen.
Über WalletConnect bin ich mit wenigen Fingertipps bei MetaMask – wahlweise per USB, Bluetooth oder, am elegantesten, via QR-Code ganz ohne Kabel. Dasselbe Prinzip funktioniert für Bitcoin-PSBTs in Sparrow, Specter oder Electrum, was den puristischen Air-Gap-Workflow angenehm einfach macht.
Sicherheitsarchitektur im Detail
Vier Secure-Element-Chips, jeder für bestimmte Schlüsselbereiche zuständig, bilden das Herzstück der Hardware. Sollte theoretisch ein Chip kompromittiert werden, bleiben die anderen drei unverändert sicher.
Wenn ich Bluetooth und USB deaktiviere, bleibt nur noch die optische QR-Schnittstelle, sodass selbst Malware auf meinem Rechner keine Chance hat, die Wallet anzugreifen. Der offene Quellcode lädt Entwickler und Sicherheitsforscher ein, nach Schwachstellen zu suchen, was Vertrauen schafft. Ergänzt wird das System durch eine automatische Datenlöschung nach zehn falschen PIN-Eingaben; ein Dieb stünde also vor leerem Silizium.
Privatsphäre und Regulierung
Mit der MiCA-Verordnung rückt in der EU die Pflicht zur Identitätsprüfung bei Firmware-Updates näher. Da OneKey jedoch nicht in der EU ansässig ist, konnte ich das große April-2025-Update installieren, ohne eine einzige persönliche Angabe zu machen. Für mich, der Krypto auch als Werkzeug zur finanziellen Selbstbestimmung sieht, ist das ein entscheidendes Argument.
Acht Wochen OneKey Pro – meine ehrliche Erfahrung
Das große Touch-Display macht die Bedienung deutlich angenehmer als die winzigen OLEDs der Konkurrenz: Adressen lassen sich ohne Lupe prüfen, Menü-Navigation geht flott von der Hand.
Beim Entsperren genügt meist ein Bruchteil einer Sekunde auf dem Fingersensor; nur ab und zu greife ich auf die PIN zurück. Unterwegs erwies sich die QR-Signatur als Segen: Auf dem Smartphone einen Uniswap-Swap vorbereiten, QR generieren, Kamera der Wallet darauf richten, bestätigen – fertig.
Kein USB-Kabel, kein Risiko, dass ein infizierter Laptop dazwischenfunkt. Und dank Qi-Laden stelle ich die Wallet abends einfach auf dieselbe Station wie mein Handy; fünf Tage hielt der Akku im Schnitt, bevor er wieder unter zwanzig Prozent fiel.
Stärken und Schwächen in der Praxis
- Der Sicherheits-Stack aus vier Chips, Air-Gap und Open-Source-Firmware vermittelt ein Gefühl von Gelassenheit, wenn größere Summen auf der Wallet liegen. Das große Display und der Fingerprint-Sensor sparen Zeit, die Menü-Führung wirkt modern, und Zusatzfunktionen wie FIDO2-Login ersetzen nebenbei noch meinen YubiKey.
- Rund 259 Euro sind ein happiger Preis, Layer-2-Balances laden manchmal etwas träge und nach zwei Monaten scheint der Akku minimal an Kapazität verloren zu haben – noch nichts Dramatisches, aber spürbar.
Für wen lohnt sich die OneKey Pro?
Bist du jemand, der täglich in DeFi-Pools unterwegs ist, Transaktionen auf dem Smartphone abschließt und ein stattliches Krypto-Portfolio möglichst sicher verwalten will? Dann spielt die Pro ihre Stärken aus: Sie ist leistungsstark, komfortabel und dank Open Source vollkommen transparent.
Wenn du hingegen nur ein paar Hundert Euro in Bitcoin parkst und im Monat vielleicht ein- oder zweimal signierst, reicht ein preiswerteres Gerät völlig aus.