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Hält das Flight-Shaft-System von Target wirklich, was es verspricht – oder fliegt der Traum vom perfekten Setup schneller auseinander als gedacht? In meinem K-Flex Test berichte ich von mehreren Monaten intensiver Praxis: Wie spielt sich das System, wie lange halten K-Flex wirklich und lohnt sich der Umstieg gegenüber Klassikern wie Condor, Mission Force 90 oder Bull’s Union?
Was ist das K-Flex System von Target?
Integriertes Flight-Shaft-System
Integriertes Flight-Shaft-SystemBesonderheiten
- Deutlich langlebiger als herkömmliche Flights
- Stabiler 90° Flight-Winkel bei jedem Wurf
- Schluss mit dem ständigen Nachjustieren
Es vereint den Flight und Shaft zu einem durchgängigen Kunststoffteil – ähnlich wie man es vielleicht von Condor Flights kennt. Tatsächlich erinnert das Design auf den ersten Blick stark an die japanischen Condor Axe Flights – so sehr, dass der CEO von Condor Target öffentlich der Kopie und Patentrechtsverletzung bezichtigte!
Doch Design-Streitigkeiten beiseite, schauen wir uns an, was K-Flex besonders macht.
Die Idee dahinter
Durch das nahtlose Design sollen lästige Probleme klassischer Setups wegfallen. Einzeln gesteckte Flights können sich lösen oder bei sogenannten Robin Hoods (wenn ein Dart in den Schaft des anderen eindringt) kaputtgehen. Beim K-Flex passiert das nicht, weil Flight und Shaft fest verbunden sind – ein Robin Hood ist praktisch unmöglich.

Zudem stehen die vier Flügelflächen immer im perfekten 90°-Winkel zueinander, was einen konsistenten Flug garantiert. Der Kunststoffschaft des Systems ist mit schmalen Kanälen/Twists versehen.
Spielgefühl und Performance
Schon beim Auspacken fällt das geringe Gewicht des K-Flex auf. Im Vergleich zu meinem üblichen Setup (Standard-Nylonschaft + Standard-Flight) wirkt der Dart mit K-Flex spürbar leichter.
Durch den leichteren Schaft verlagert sich der Schwerpunkt leicht nach vorn. In meinem Fall (ich spiele mit 25 g, Torpedoform) führte das dazu, dass die Darts etwas flacher ins Board kamen als gewohnt.

Die Flugkurve ist schön stabil – kein Flattern, das System sitzt bombenfest im Barrel. Schon am ersten Abend mit dem neuen Setup habe ich – vielleicht auch mit etwas Glück – prompt ein 180er geworfen. Die starren Flights halten einen engen Cluster sehr gut aus, ohne sofort abzuprallen.
Ich startete – ganz bewusst – ohne längeres Einspielen: Erst mit meinem gewohnten L-Style-Setup warmgemacht, dann die Flights abgeschraubt und K-Flex montiert. Im Best-of-Five-Duel gegen den Dart-Bot (Level 1) ging es direkt um Punkte und Doppel.
Die Darts sausten deutlich schneller ins Board, fast „wie abgeschossen“. Die größere No. 2-Form bremst weniger als Nylonschaft+Flight-Kombi.
No. 2 vs. No. 6 – welche Form passt zu deinem Wurf?
Bei K-Flex hast du die Wahl zwischen zwei Flight-Größen:

- No. 2 (Standard) – klassische breite Form, viel Auftrieb
- Die größere No. 2-Form bietet mehr Oberfläche und dadurch mehr Auftrieb. Das sorgt für einen stabileren, leicht gebremsten Flug.
- No. 6 (Small Standard) – etwas schmaler, direkter Flug
- Die kompaktere No. 6-Form ist etwa 10 % kleiner und dadurch aerodynamischer. Darts fliegen schneller, der Wurf fühlt sich direkter und aggressiver an. Die reduzierte Fläche bietet weniger Luftwiderstand.
No. 2 stecken etwas aufrechter im Board, was vor allem beim Scoring auf T20 & Co. hilfreich sein kann. Gerade Einsteiger profitieren davon, weil die Form kleinere Wurffehler besser abfedert.
Goldene Faustregel:
Du brauchst mehr Stabilität? → Nimm No. 2
Du willst einen schnellen, direkten Flug? → Probier No. 6
Weniger Bounce-Outs dank Flex?
Eines der großen Verkaufsargumente von Target ist die Bounce-Out-Reduktion durch das flexible Design. In der Praxis zeigte sich: Ja und nein. Sofern ein nachgeworfener Dart die Flight-Flügel des vorausgegangenen trifft, gibt der K-Flex Schaft tatsächlich etwas nach – man sieht richtig, wie der getroffene Dart leicht ausweicht.
Bei sehr engen Gruppen kann es immer noch zu Abprallern kommen, denn auch ein K-Flex Flight ist nicht aus Gummi. Trifft ein Dart die Kante nahezu frontal, kann auch K-Flex den klassischen „Klonk“ nicht komplett verhindern.
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Wie lange halten K-Flex wirklich?
Nun zum vielleicht beeindruckendsten Aspekt des K-Flex Systems: der Haltbarkeit.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: verdammt lange! Ich habe mein erstes Set K-Flex mittlerweile seit knapp drei Monaten intensiv im Training und Ligaspiel im Einsatz.

In dieser Zeit habe ich hunderte Legs gespielt – mein Average liegt aktuell bei rund 65, also irgendwo zwischen ambitioniertem Hobbyspieler und unterem Ligabereich. Ich werfe regelmäßig enge Gruppierungen, besonders auf 20 und 19 – und genau dort zeigt sich mit der Zeit der typische Materialverschleiß. Die K-Flex Flights halten zwar erstaunlich lange, aber völlig spurlos geht intensives Spielen eben nicht an ihnen vorbei. An den Kanten sind mittlerweile feine Kerben und Druckstellen erkennbar, vereinzelt auch leichtes Ausfransen – vor allem, wenn die Darts öfter aufeinanderprallen. Logisch: Je enger die Gruppierung, desto mehr leidet das Material. Trotzdem wirken die Flights nach Wochen voller Einsätze immer noch spielfähig – und deutlich robuster als herkömmliche Polyester-Fights.
K-Flex vs. Condor, Mission Force 90, Bull’s Union & Co.
Die Idee des All-in-One Flights ist nicht völlig neu. Vor Target K-Flex gab es schon andere Komplettlösungen, die ich teils selbst ausprobiert oder zumindest bei Mitspielern gesehen habe.
Wie schneidet K-Flex im Vergleich ab?

Condor (Zero Stress & Axe)
Die Condor Flights aus Japan sind sozusagen der Urvater der One-Piece-Flights. Es gibt sie in einer weichen, dünnen Variante (Zero Stress) und in der stabileren Condor Axe. Das Target K-Flex positioniert sich genau dazwischen – quasi als fehlendes Puzzleteil.
Condor bietet jedoch viel mehr Auswahl an Flight-Formen (Standard, Small, Slim, Teardrop etc.) und Designs. Wer also z.B. gerne Slim-Flights wirft, wird bei Target (noch) nicht fündig – hier hat Condor die Nase vorn.
Preislich liegen Condor Axe und K-Flex etwa gleichauf (um 8–10 € pro Set). Die Haltbarkeit beider ist hervorragend; Axe gilt ebenfalls als sehr langlebig. In puncto Bounce-Out-Verhalten fand ich persönlich K-Flex durch die leichte Flexibilität angenehmer – Condor Axe ist so hart, dass Abpraller ähnlich häufig vorkommen wie bei normalen Schäften. Zero Stress hingegen eliminiert Abpraller am besten, ist aber vielen zu wabbelig im Wurfgefühl.
Mission Force 90
Mission Darts hat mit dem Force 90 ebenfalls ein neues integrales Flight-System auf dem Markt. Der Name spielt auf den 90°-Winkel an, den die Flights halten. Ich habe das Force 90 selbst nur kurz getestet, daher stützen sich meine Eindrücke teils auf Berichte anderer. Die Force 90 Flights wirken einen Tick schwerer und sehr robust. Mission wirbt mit „hochwertigem Verbundmaterial“ und maximaler Haltbarkeit. Allerdings gab es in Foren auch Kritik: In einem Review wurde die Haltbarkeit angezweifelt – in einem Härtetest (inklusive Darauf-Treten) sollen die Force 90 nicht allzu gut ausgesehen haben. Ein Nutzer meinte sogar, es seien die schlechtesten unter den Molded Systems gewesen (allerdings ohne das näher zu begründen). Subjektiv fand ich das Force 90 beim Wurf ähnlich stabil wie K-Flex, vielleicht minimal kopflastiger. Die Auswahl an Farben und Formen bei Mission ist ebenfalls noch begrenzt (Standard No.2 und Slim verfügbar).
Preislich lagen die Force 90 zuletzt etwa bei 6–7 £ (also ~8 €) pro Set – ähnlich wie K-Flex. Unterm Strich scheint das Force 90 eine solide Alternative zu sein, konnte aber (zumindest nach meinem Eindruck und einigen Stimmen online) nicht ganz den Hype erzeugen wie das K-Flex. Hier wird sich zeigen, welches System auf Dauer die Spieler mehr überzeugt.
Bull’s Union
Auch Bull’s (NL) hat mit dem Union Flight System einen eigenen Kandidaten. Ich habe ein Set Bull’s Union in Standard-Größe ausprobiert. Auffällig ist, dass Bull’s anscheinend eine eigene Standardform nutzt – der Flight-Teil wirkte breiter und etwas kürzer als gewohnt, also nicht 100% identisch zu No.2 Standard.
Das Material fühlte sich leicht gummiartig an, also eher weicher als K-Flex und Force 90. Dadurch biegen die Bull’s Flights bei Treffern sehr stark weg (gut gegen Bouncer), allerdings empfand ich das Wurfgefühl dadurch als etwas ungewohnt schwammig. Preislich liegen sie mit rund 7–8 € pro Set im gleichen Bereich.
Red Dragon Nitro Flite
Noch relativ neu auf dem Markt ist das Nitro Flite System von Red Dragon – eine Art Hybridlösung aus zwei bewährten Komponenten: den Nitrotech Shafts und den überarbeiteten Fusion Flights. Red Dragon kombiniert damit nicht wie bei K-Flex oder Condor einen einfarbigen Gusskörper, sondern setzt auf eine visuell auffälligere Lösung: schwarzer oder weißer Schaft, dazu transparente Flügel in Blau, Schwarz, Neongelb oder Klar.
Harrows Clic, L-Style etc.
Harrows Clic z.B. nutzt spezielle Shafts und passende robuste Flights, die fest einrasten. Ähnlich das L-Style System mit Shell Lock – beides sehr beliebt.
L-Style-Flights sind extrem haltbar. Allerdings braucht man spezielle Shafts und Caps, und wenn so ein Shaft ungünstig auf den Boden fällt, kann er auch brechen.
Harrows erlaubt schnelles Wechseln der Flights und ist vom Gefühl her näher an klassischen Schäften. Allerdings sind auch hier die speziellen Shafts der Schwachpunkt (brechen bei harten Stürzen).
Aufbewahrung
Die meisten Darttaschen sind für abgezogene Flights ausgelegt. Die starren K-Flex Flights sollte man aber nicht einfach gequetscht irgendwo verstauen – das könnte sie verbiegen (auch wenn sie viel aushalten). Hier hat Target mitgedacht und ein kleines Spezial-Case herausgebracht:

Alternativ kannst du die sie auch einfach auf den Gewinden lassen und die Darts ganz normal ins Case packen – vorausgesetzt, es ist lang genug.
Für wen lohnt sich das K-Flex – und Tipps für Umsteiger
Abschließend möchte ich noch klare Empfehlungen aussprechen, für wen das K-Flex Setup geeignet ist und wie ihr den Umstieg am besten angeht:

- Für Anfänger und Gelegenheitswerfer?
Hier bin ich etwas zurückhaltender. Bist du blutiger Anfänger, investiere dein Geld lieber erstmal in verschiedene normale Shafts und Flights, um herauszufinden, was dir liegt. Ein Anfänger profitiert nicht sofort von einem 8-Euro-Flightset, wenn die Grundlagen noch nicht stimmen. Übe erst mit Standard-Equipment (das kostet nur ein paar Euro), und wenn du deinen Wurf stabilisiert hast, dann kannst du immer noch aufrüsten. - Wenn du regelmäßig spielst und oft deine Flights austauschen musst, wirst du K-Flex lieben. Die Dinger sind extrem haltbar – da brauchst du dir wochen- oder sogar monatelang keine Gedanken über Ersatz zu machen. Und wenn du es satt hast, ständig lockere Flights nachzujustieren, ist das hier die perfekte Lösung. K-Flex sitzt bombenfest. Kein Wackeln, kein Nachjustieren – einfach spielen.
- Für Softdart-Spieler?
Hier würde ich sagen: Kann man machen, muss man aber nicht. Wie oben erwähnt, bringen K-Flex im Softdart-Bereich nicht ganz so viel Vorteil, da Bounce-Outs dort andere Ursachen haben (leichte Darts, zu dünne Spitzen etc.). - Gibt es auch Kritikpunkte?
Kaum. Die Auswahl an verfügbaren Formen ist derzeit noch recht begrenzt – insbesondere Fans von Slim- oder Kite-Formen kommen aktuell nicht auf ihre Kosten. Ich hoffe, dass Target hier künftig noch nachlegt. Und ja, ein Preis von 8 € für drei Flights wirkt im Vergleich zu herkömmlichen zunächst hoch. Doch wenn ihr die deutlich längere Haltbarkeit einrechnet, relativiert sich das schnell.