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Die Wahl des „Unwort des Jahres“ in Deutschland ist stets ein Indikator für gesellschaftliche Stimmungen und Sprachgebrauch. Im Jahr 2023 erhielt der Begriff „Remigration“ diese Auszeichnung. Dieser Entscheidung liegt eine komplexe Mischung aus sprachlichen, politischen und sozialen Überlegungen zugrunde. In diesem Beitrag beleuchten wir die Gründe für die Wahl von „Remigration“ zum Unwort des Jahres und diskutieren die Implikationen, die sich daraus für den öffentlichen Diskurs ergeben.
Was bedeutet „Remigration“?
Der Begriff Remigration, abgeleitet vom lateinischen ‚remigratio‚ für ‚Rückkehr‚, beschrieb ursprünglich die Rückkehr von Personen in ihr Heimatland. Gründe hierfür konnten persönlich, wirtschaftlich oder politisch sein. In jüngerer Zeit jedoch nahm ‚Remigration‘ in der politischen Diskussion in Deutschland und Europa eine negative Wendung. Rechtsextreme Gruppen und Parteien haben den Begriff neu interpretiert. Nun steht ‚Remigration‘ nicht mehr für eine freiwillige Rückkehr, sondern für eine erzwungene oder staatlich angeordnete Rückführung von Menschen mit Migrationshintergrund.
Wie Remigration zum Symbol rechtsextremer Rhetorik wurde
In den letzten Jahren hat Remigration jedoch eine signifikante Bedeutungsverschiebung erfahren, insbesondere im Kontext der deutschen und europäischen politischen Landschaft. Diese Veränderung ist gekennzeichnet durch die Adoption und Umdeutung des Begriffs durch rechtsextreme Gruppen und Parteien. In diesem neuen Gebrauch bezieht sich „Remigration“ nicht mehr auf eine freiwillige Rückkehr, sondern auf eine erzwungene oder staatlich verordnete Rückführung von Menschen mit Migrationshintergrund.
Persönliche Reflexionen: Sprache als Waffe
In meinem multikulturellen Umfeld in Deutschland sehe ich, wie Sprache die öffentliche Meinung beeinflussen kann. Der missbräuchliche Einsatz von ‚Remigration‘ symbolisiert einen beunruhigenden Trend. Er zeigt, wie Sprache als Werkzeug in einer rechtsextremen Agenda genutzt wird, oft versteckt hinter einer Fassade der Legitimität. Dieser Sprachmissbrauch erinnert an dunkle Kapitel europäischer Geschichte, geprägt von Zwangsumsiedlungen und ethnischen Säuberungen. Er verdeutlicht, wie Begriffe, die einst neutral oder positiv waren, für extreme politische Ziele missbraucht werden können.
Die Wahl zum Unwort des Jahres 2023
Jedes Jahr wählt eine Jury aus Sprachwissenschaftlern in Deutschland das Unwort des Jahres. 2023 entschieden sie sich für „Remigration“ aus über 710 Vorschlägen. Der Begriff wurde vor allem von der Identitären Bewegung benutzt, um ihre radikalen Ansichten zu tarnen. Nach Ansicht der Jury verstößt „Remigration“ gegen die Prinzipien der Menschenwürde und fördert diskriminierende Sichtweisen.
Die Bedeutung dieser Wahl
Die Ernennung zum Unwort des Jahres ist ein starkes Zeichen gegen die Normalisierung von sprachlicher Diskriminierung und Hass. Als jemand, der an die Macht der Worte glaubt, betrachte ich diese Wahl als einen wesentlichen Schritt im Kampf gegen gefährliche Rhetorik, die unsere Gesellschaft spaltet. Sie wirft zudem die Frage auf, in welche Richtung sich der öffentliche Diskurs entwickeln wird. Wird die negative Sprache weiterhin Minderheiten ausschließen, oder entsteht eine Gegenbewegung für eine inklusivere und respektvollere Sprachkultur?
Fazit
Die Benennung von „Remigration“ als Unwort des Jahres 2023 in Deutschland dient als wichtige Erinnerung: Unsere Worte tragen Gewicht und wir müssen bedacht sein, wie wir sie einsetzen. Angesichts steigender politischer und gesellschaftlicher Spannungen, ist es entscheidend, dass wir alle eine bewusste und sensible Sprachwahl pflegen.